Verleitet Bloggen zur Oberflächlichkeit?
Der aktuelle Webmaster-Friday hat eine recht provokante Frage in den Raum geworfen:
Verleitet Bloggen zur Oberflächlichkeit?
Da ich ohnehin vorhatte, zu diesem Thema etwas zu schreiben, trifft sich das ganz gut. 😉
Was heißt denn überhaupt „oberflächlich“?
Der gute alten Duden meint dazu:
a. nicht gründlich; flüchtig
b. am Äußeren haftend; ohne geistig-seelische Tiefe
Phew – „geistig-seelische Tiefe“. Das klingt nach einem ziemlichen Anspruch. 😱
„Nicht gründlich“ – ja, das findet sich ja auch im sprichwörtlichen „nur an der Oberfläche kratzen“ wieder. Nicht tiefer in eine Thematik eintauchen. Etwas nicht hinterfragen. Das ist die Art und Weise, wie man etwas oberflächlich behandelt, und das kann man mit jedem Thema machen.
Daneben gibt es aber noch eine andere Art von Oberflächlichkeit: Themen nämlich, die grundsätzlich von vorn herein als oberflächlich gelten. Als profan also, als unwichtig.
Und da fällt’s ja schon auf: was jemandem unwichtig ist und was nicht, ist von Mensch zu Mensch ganz verschieden. Was ich selber als oberflächlich und langweilig empfinde, kann jemand anderen unendlich begeistern. Ist es zum Beispiel oberflächlich und hausmütterlich, sich den ganzen Tag mit Rezepten zu beschäftigen – oder kreativ?
Es gibt also zwei verschiedene Arten von Oberflächlichkeit:
- operative Oberflächlichkeit
- inhaltliche Oberflächlichkeit
Und während man bei den Inhalten wunderbar streiten kann, was denn nun als oberflächlich gilt und was nicht, kann man ja ziemlich eindeutig beurteilen, ob sich ein Blog mit einem Thema nur oberflächlich auseinandersetzt oder eben ausführlich.
Der abgenudelte Mehrwert
Es kommt also nicht auf das Thema an sich an, sondern darauf, wie man es angeht. Und ich behaupte einfach mal, dass man aus jedem Thema einen tollen, spannenden Beitrag machen kann. 🙂
Wenn ich mir meine Statistiken so ansehe, wird jeder Artikel, den ich in einem meiner Blogs veröffentliche, über die Monate und Jahre hinweg mehrere tausende oder sogar zehntausende Male gelesen. Wow. Das ist eine verdammte Menge. Und wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen das sind, die da einen Teil ihrer Zeit mit etwas verbringen, was ich geschrieben habe – nochmal wow!
Ich finde das unglaublich toll und großartig und es macht mich ein kleines bisschen stolz. Gleichzeitig bedeutet das aber natürlich auch eine gewisse Verantwortung… ich will nicht, dass jemand das Gefühl hat, mit etwas von mir seine Zeit zu verschwenden.
Klar, jedem ist es freigestellt, eine Seite einfach wegzuklicken. Aber wir alle kennen das, wenn man eine bestimmte Information sucht und sich durch x Artikel googelt, die das Thema dann aber immer nur anreißen und das wiederholen, was schon auf diversen anderen Seiten steht.
Das nervt und ich will nicht, dass meine Blogs nur eine weitere von diesen frustrierenden Stationen sind.
Daher versuche ich bei meinen Beiträgen, das jeweilige Thema immer möglichst gründlich zu beleuchten. Von einem Artikel, der nur an der Oberfläche kratzt, hast du als Leser schließlich nicht so viel – und wenn dir ein Blog nichts gibt, rufst du ihn wahrscheinlich nicht nochmal auf. Hilfreiche, interessante Artikel sind also für beide Seiten, für den Leser und den Blogger, eine Win-Win-Situation.
Mit dieser Erkenntnis bin ich nicht die Erste, und deswegen gibt es für dieses Phänomen ja auch ein Buzzword: Mehrwert. In den letzten ein, zwei Jahren hat gefühlt mindestens jeder zweite Blogger darüber geschrieben – ich selber natürlich auch. 😀
Ein Mehrwert für deine Leser entsteht genau dann, wenn sie aus deinem Beitrag irgendetwas für sich selbst mitnehmen können – Inspirationen, Informationen oder schlicht Unterhaltung. Das verhilft deinem Blog zu mehr Lesern, die auch gerne wiederkommen.
Ich in meinem Beitrag Die Sache mit dem Mehrwert
Von Statistiken und Oberflächlichkeit
Die allermeisten von uns Bloggern nehmen ihr Hobby verdammt ernst und stecken viel Herzblut und Zeit hinein. Und na klar, natürlich will man auch einen gewissen Erfolg haben, linst auf die Zahl der Aufrufe und Kommentare. Ein Blog ohne Leser ist schließlich irgendwie sinnbefreit. 😉
Durch die schiere Masse an Blogs, allein in der deutschsprachigen Blogosphäre, muss man irgendwie aus der Menge hervorstechen. Kein Leser hat schließlich die Zeit, sämtliche Blogs zu lesen.
Und wir kennen das alle – die Blogs, die wir abonnieren und dadurch regelmäßig und begeistert verfolgen, sind diejenigen, die uns einen wie auch immer gearteten Mehrwert bieten. Seien es nun hilfreiche Anleitungen oder Rezepte, Texte die uns zum Nachdenken bringen, inspirierende Fotostrecken oder was auch immer.
Wenn ich mir meine Blogliste in Feedly so ansehe, haben die von mir abonnierten Blogs alle etwas gemeinsam, so unterschiedlich ihre Themen auch sein mögen: die Beiträge sind so gut wie nie nur oberflächlich aufbereitet, sondern ausführlich und durchdacht, mit Herzblut geschrieben.
Sicherlich gibt es jede Menge Blogs, die aus nur relativ kurzen Beiträgen bestehen. Modeblogs beispielsweise, wo fünf oder sechs Outfit-Bilder gezeigt werden und dazu ein paar Zeilen Text. Aber auch hier gibt es große Unterschiede, die sich auf die Leserzahlen auswirken – hat jemand nämlich einen besonderen, inspirierenden Stil oder werden da halt einfach die Klamotten gezeigt, die gerade bei H&M auf der Stange hängen?
Fazit
Was der eine als oberflächliches Thema sieht, mag für den anderen spannend sein – it depends und macht die Blogosphäre bunt und abwechslungsreich.Ob ein Beitrag aber nur oberflächlich geschrieben ist oder sich tiefer mit einem Thema auseinandersetzt, ist davon unabhängig. Detaillierte, spannende Artikel liefern einen gewissen Mehrwert, sind also für den Leser interessanter – was sich positiv auf die Zahl der Leser und Kommentare auswirkt.
Meiner Meinung nach verleitet Bloggen also ganz und gar nicht zur Oberflächlichkeit, im Gegenteil – viele Blogger sind so engagiert und mit viel Herzblut bei der Sache, dass alles andere als oberflächliche Projekte dabei herauskommen.
Wie siehst du das?
Verleitet Bloggen zur Oberflächlichkeit?