Disclaimer: ich bin kein Jurist und gebe hier nur wieder, wie ich persönlich die aktuelle Rechtssprechung verstehe und wie ich sie umsetze.
Schon seit einer ganzen Weile ploppen sie fast ĂŒberall auf, sobald du eine Webseite betrittst: Cookie-Banner.
Durch einen Klick auf „Akzeptieren“ hast du das nervige Ding einfach schnell aus deinem Gesichtsfeld befördert und fertig.
Das Àndert sich jetzt.
Dieser Tage, am 1.10.2019, hat der EuropĂ€ische Gerichtshof (EuGH) nĂ€mlich ein Urteil gefĂ€llt: ab sofort reicht es nicht mehr aus, einfach nur ĂŒber das Setzen von Cookies zu informieren. Vielmehr mĂŒssen die Besucher einer Webseite aktiv einwilligen, dass in ihrem Browser Cookies dieser Webseite gespeichert werden. Opt-In nennt sich das Ganze.
Dieses Urteil hat weitreichende Folgen. Ich wundere mich, dass in der allgemeinen Presse kaum darĂŒber berichtet wird.
Was Àndert sich durch diese Rechtssprechung?
Cookies sind die Voraussetzung dafĂŒr, dass beispielsweise die Aufrufe einer Webseite gezĂ€hlt werden können. Bislang wurde automatisch jeder Besucher einer Webseite erfasst und tauchte in den Statistiken auf. Zwar konnte man das auch bisher schon durch Einstellungen im Browser verhindern, das dĂŒrften aber die wenigsten getan machen.
Ab jetzt mĂŒssen die Besucher also erst entscheiden, ob sie gezĂ€hlt werden wollen oder nicht… und wie das nun mal so ist, werden viele sich dagegen entscheiden. Auch wenn die Statistiken immer schon anonymisiert waren, also nicht die komplette IP-Adresse gespeichert werden durfte.
Technisch notwendige vs. nicht notwendige Cookies
Keks ist nicht gleich Keks: es gibt zwei Sorten von Cookies. Deswegen stehen in den Cookie-Bannern ab jetzt zwei Optionen zur Auswahl: alle Cookies akzeptieren oder nur die technisch notwendigen Cookies.
Was heiĂt das?
Die essentiellen Cookies / technisch notwendigen Cookies sind eine Grundvoraussetzung fĂŒr das Funktionieren vieler Webseiten. Bei einem Online-Shop speichern sie zum Beispiel die Artikel in deinem Warenkorb, wenn du zur Kasse gehst.
Diese Cookies mĂŒssen aus technischen GrĂŒnden immer gespeichert werden. Daran Ă€ndert auch das Urteil nichts.
Die Cookies von Trackingtools sind allerdings nicht essentiell – und hier kann der Leser jetzt entscheiden, ob er sie zulĂ€sst oder nicht.
Welche Auswirkungen hat das neue Cookie-Urteil?
Die Statistiken werden einbrechen. Bei meinen Blogs beobachte ich rund 50% weniger Aufrufe. Ich gehe davon aus, dass weiterhin so viele Leser da sind wie sonst auch… sie werden nur nicht mehr erfasst.
Dass das die Statistiken traurig aussehen lĂ€sst, ist die eine Sache. Viel relevanter ist jedoch die finanzielle Auswirkung: bei Kooperationen richtet sich die VergĂŒtung nach der Reichweite. Sprich, je mehr Leser ein Blog hat, desto höher die Bezahlung fĂŒr einen Beitrag. Das geht jetzt deutlich in den Keller.
Wie das immer so ist, wird es vermutlich auch viele Blogs geben, die sich einfach nicht an die Rechtssprechung halten und munter alles tracken. Ich erwarte daher nicht, dass es kĂŒnftig fĂŒr die HĂ€lfte an Aufrufen noch die gleiche VergĂŒtung wie jetzt geben wird.
Ebenso trifft es die Bannerwerbung mit dem beliebten GeschĂ€ftsmodell Pay per View (PPV). Hier wird gezĂ€hlt, wie oft ein Banner angezeigt wird, und fĂŒr jede Einblendung gibt es eine VergĂŒtung. Auch hier werden die EinkĂŒnfte sinken.
Was musst du jetzt an deinem Blog Àndern?
Du musst handeln, falls du Trackingtools wie Google Analytics, Matomo (ehemals Piwik) oder Blogfoster Insights verwendest.
Bislang hast du deren Trackingcode direkt in das HTML deiner Webseite eingebaut. Im Falle von WordPress war das also etwa in die footer.php. Oder du hast ein Plugin verwendet, was genau das ĂŒbernimmt.
Das ist jetzt nicht mehr erlaubt!
Das Trackingscript darf erst dann ausgefĂŒhrt werden, wenn der Leser in das Speichern dieser Cookies in einem Banner oder PopUp explizit eingewilligt hat.
Wie kannst du in WordPress ein Cookie-Opt-In einbauen?
Die gute Nachricht: es gibt fĂŒr WordPress (natĂŒrlich) bereits etliche Plugins, die eine solche Funktion bereitstellen.
Ich selber verwende das kostenlose Plugin GDPR Cookie Consent.
Wichtig: es reicht nicht, das Plugin einfach nur zu installieren! Damit du die neuen Anforderungen erfĂŒllst, musst du es konfigurieren! Unter anderem musst du deine Trackingcodes aus dem HTML entfernen und stattdessen ĂŒber das Plugin einbinden.
Falls daran Interesse besteht, kann ich gerne einen Beitrag ĂŒber die Konfiguration von GDPR Cookie Consent verfassen. Lass es mich in einem Kommentar wissen! đ
Fazit
Ab sofort dĂŒrfen Cookies nicht mehr automatisch gespeichert werden. Beim Aufrufen einer Webseite muss der Besucher erst aktiv einwilligen. Das hat empfindliche Auswirkungen auf die Statistiken und damit auch auf die Einnahmen.Blogger mĂŒssen jetzt handeln und ihre Trackingcodes anders einbinden.
Hast du deinen Blog bereits umgestellt?
„…bei Kooperationen richtet sich die VergĂŒtung nach der Reichweite. Sprich, je mehr Leser ein Blog hat, desto höher die Bezahlung fĂŒr einen Beitrag. Das geht jetzt deutlich in den Keller.“
SpĂ€testens jetzt werden Auftraggeber die Reichweite NICHT MEHR als WĂ€hrung zugrunde legen. Endlich! đ
Hallo Eddy,
hmm, ich bin mir da nicht so sicher. Ich vermute eher, dass es weiterhin viele Blogs geben wird, die alles tracken (sei es absichtlich oder aus Unwissenheit). Und damit werden die Zahlen vermutlich nicht flĂ€chendeckend einbrechen und wirklich ein generelles Umdenken verursachen… aber ich lasse mich gern positiv ĂŒberraschen. đ
Liebe GrĂŒĂe
Anne
danke, dass du das Thema aufgreifst, Anne, mich ĂŒberfordern diese trölfmillionen Plugins total, vorallem weil jetzt viele der kommerziellen Pluginersteller ihre Produkte wie Sauerbier anpreisen.
Ich hĂ€tte auf jeden Fall Interesse an einem Tutorial, wie du dein Plugin konfigurierst; verwendest du dann trotzdem noch Google Analytics oder Matomo fĂŒr die Statistik oder nur „einfache“ Tools wie Statify?
Hallo Birgit,
ja, es ist wirklich ein ziemlicher Dschungel. Das Borlabs-Plugin sieht man jetzt ja auch auf vielen Blogs, das ist mir aber ehrlicherweise zu teuer (vor allem, da ich halt mehr als nur einen Blog betreibe).
Ich nutze generell Matomo, das mag ich sehr gerne. Der Trackingcode wird dank des Plugins halt nur dann geladen, wenn man auf „Alle akzeptieren“ drĂŒckt. Analog dazu kann man auch das Trackingscript von Google Analytics o. Ă. einbinden (was ich zusĂ€tzlich zu Matomo drĂŒben auf vom Landleben mache, weil Google Analytics die Voraussetzung fĂŒr Kooperationen mit Blogfoster ist).
Wo ich tatsĂ€chlich noch kĂ€mpfe, ist VG Wort. Da bekommt man pro Beitrag einen anderen Codeschnipsel (und je nachdem, wie oft ein Beitrag gelesen wird, erhĂ€lt man eine VergĂŒtung). Aktuell binde ich diese Codes ĂŒber das Plugin Worthy ein… aber weder das, noch das GDPR Cookie-Consent-Plugin können mit sowas auf Beitragsbasis umgehen. Da grĂŒbele ich noch, wie ich das löse… die Hersteller vom Borlabs-Cookie schreiben auf ihrer Webseite, dass sie das VG Wort-Cookie fĂŒr essentiell halten und binden es daher generell immer ein. Da kann man jetzt trefflich diskutieren, ob ein fĂŒr die VergĂŒtung nötiges Cookie essentiell ist… auf der einen Seite ja, wenn es das „GeschĂ€ftsmodell“ des Blogs unmittelbar beeinflusst… auf der anderen Seite nein, weil es ja nicht technisch notwendig ist, um die Seite zu betreiben. Hmmmmmm.
Liebe GrĂŒĂe
Anne
Danke fĂŒr den Beitrag und die Verlinkung des Plugins.
Ich habe das jetzt mal in Angriff genommen fĂŒr meinen Blog (Diese ganzen GesetzesĂ€nderungen nerven mich eher, aber gut… muss ich durch – den Ăberblick hab ich eh schon verloren)
Hallo Christiane,
gern geschehen! đ
Ja, es ist mittlerweile wirklich verdammt kompliziert. Ich wollte neulich fĂŒr einen Kollegen „mal kurz zusammenfassen“, was man allein aus rechtlicher Sicht beim Bloggen so alles beachten muss… es ist eine ziemlich lange Unterhaltung geworden.
Du meinst, ein ziemlich langer Monolog đ đ đ XD XD XD
Haha, nee – es gab seinerseits genug „OMG“, „echt?!“, „wow“, „WTF“ und so weiter. đ
Uff, es wird irgendwie nicht einfacher, was?
Danke auf jeden Fall fĂŒr den Beitrag, da muss ich mich dann am Wochenende auch mal mit auseinandersetzen. Oh Mann, da dachte ich, ich habe nun endlich alles wie es soll⊠Na ja. Wird schon đ Wir schlagen uns da schon durch
Dann wĂŒnsche ich dir schon mal gute Nerven und frohes Schaffen und so! đ
Ich seh grade bei meinem Plugins, dass ich eins habe, welches eben auch die Scripte vor Zustimmung sperrt. Auch in BeitrĂ€gen! Vielleicht ist das etwas, was fĂŒr VG Wort dann funktioniert?
https://de.wordpress.org/plugins/eu-cookie-law/
Hmm, muss ich mir mal anschauen – danke!:)
Danke fĂŒr den Hinweis! đ
Das Plugin hab ich mir gleich mal angeschaut und mittlerweile auch eingebaut – ob’s richtig ist, ist die andere Sache. |D
Von daher – ich wĂ€re froh ĂŒber ’ne Anleitung zur Config!
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